Als Youssef 2010 zur Infoveranstaltung der Gründung des Interkulturellen Gartens kam, war es ein Glückstag. Sofort erkannten wir das Potential dieses jungen Flüchtlings. Seine Aufgeschlossenheit, seine Freundlichkeit, seine Eigenständigkeit und vor allem sein umfassendes Allgemeinwissen – gerade in Sachen Natur und Landwirtschaft – machten es uns leicht, ihn im Ökologischen Zentrum Passau im Stelzlhof aufzunehmen.
Wir alle wissen um die Langeweile und die Eintönigkeit derer, die sich in – den oft jahrelangen – Asylverfahren befinden. Abwechslung durch Eigenengagement ist hier gefragt. Youssef hat diesen Schritt gemacht. Sein völlig uneigennütziger Einsatz auf dem Stelzlhof zeigt einen Menschen, der sich für nichts zu schade ist. Er hilft seit Jahren freiwillig in der BUND Naturschutz-Kreisgruppe Passau und besticht durch seine Vielseitigkeit.
Wir werden in den Belangen rund um Natur und Umwelt oft von der Bevölkerung zu Hilfe gerufen. Egal ob es darum geht Fische zu retten, Enten umzusiedeln, Hornissennester zu versetzen oder Nistkästen aufzuhängen, Youssef ist unser Mann. Er war in der Vergangenheit eine wichtige Stütze beim Aufbau des Interkulturellen Gartens, ebenso bei der Apfelernte und der Mobilen Saftpresse und verschiedenen Unternehmungen des Naturschutz in Bayern. Projekttage an Schulen oder Kindergärten vergehen für die Jugendlichen und Kinder immer viel zu schnell. Sie hängen an Youssef und seinen Geschichten, die er aus seinem Heimatland erzählt. Sie sind von ihm und seinem Wissen begeistert.
Nicht nur wir sind dankbar, dass Youssef hier ist. Er hat viele Freunde gefunden. Auf ihn ist Verlass, er ist zuvorkommend, freundlich und hilfsbereit. Aber nicht nur seine freiwillige Hilfe zeichnet ihn aus, Youssef hat auch einem Deutschen das Leben gerettet. Dank seiner Umsichtigkeit und seiner sofort eingeleiteten lebensrettenden Maßnahmen endete der Herzinfarkt eines Wanderers nicht tödlich. Sein ehrenamtlicher Einsatz geht weiter. So war es für ihn eine Selbstverständlichkeit beim Hochwasser 2013 in Passau vor Ort zu sein und mitzuhelfen.
Youssef spielt in der freien Zeit, die ihm bleibt, Baseball bei den Passauer Beavers. Über seine Beziehungen kam deren Patenschaft für ein Biberrevier in der Gemeinde Fürstenstein zustande. Ebenso ist Youssef ein leidenschaftlicher Spieler bei der Passauer Cricketmannschaft und alle sind stolz auf ihn.
In den vergangenen Jahren war Youssef den örtlichen Behörden (vor allem im Umgang mit Asylbewerbern) immer eine gute Hilfe, da er mehrere Sprachen und Dialekte versteht und übersetzen kann. Seit Jahren dolmetscht Youssef auch ehrenamtlich für das Jugendamt der Stadt Passau und des Landkreises, er begleitet Neuankömmlinge oder steht bei gesundheitlichen Problemen in Krankenhäusern bei.
Und deshalb lautet auch unser Appell an alle Asyl-Entscheidungsträger: Hier ist ein vorbildlich integrierter junger Mann, der längst vollständig arbeiten und für seinen eigenen Lebensunterhalt aufkommen könnte, wenn er endlich dürfte. Wir erhalten immer wieder Anfragen für dauerhafte Arbeitsverhältnisse. In seinem Fall ist jeder Tag ohne behördlich genehmigten Aufenthalt verschwendetes Steuergeld. Youssef ist ein großartiges Beispiel für gelungene Integration, seitens eines Asylbewerbers, als auch und vor allem seitens der einheimischen Bevölkerung. Wir jedenfalls sind heilfroh darüber, ihn bei uns zu wissen.
Youssef beherrscht in der Zwischenzeit ein sehr schönes Deutsch und verwendet zu unserer Freude hier und da auch ein recht bodenständiges Bayerisch. Wir lachen viel, da er im Grunde stets gute Laune hat und gerne zu einem Schabernack aufgelegt ist. Dies macht ihn aus, seine Herzlichkeit, seine Unkompliziertheit, seine Menschlichkeit. Youssef ist ein Vorbild. Er lebt nach der Auffassung, dass der Erhalt und der Schutz der Schöpfung immer im Vordergrund stehen.
Und das ist er:
Youssef „Yusef“: Vom Chapati zum Käsebrot
Lesen Sie hier das ganze Interview von Ronja Zöls für die bioNachrichten im Tischgespräch
Youssef „Yusef“ Schinwari – Ökologisches Zentrum Passau – Vom Chapati zum Käsebrot